Stirbt der Beruf des Grafikdesigners?

Nach ein paar Monaten auf LinkedIn – beim Beobachten all dieser „Influencer“ und SaaS-Erfinder (a.k.a. ChatGPT-Wrappers, lol), die auf den KI-Zug aufspringen, nur um ein bisschen Sichtbarkeit zu bekommen – ist mir etwas klar geworden: Zumindest in meinem Algorithmus scheint niemand mehr zu wissen, was Marketing oder Design eigentlich ist.

Mat März 31, 2025 3 min read

Ganz ehrlich. Wir sprechen hier von kreativen, menschlichen, intuitiven Disziplinen.
Keine exakten Wissenschaften.
Man kann nicht einfach kopieren, was gestern funktioniert hat, und erwarten, dass es heute noch denselben Effekt hat.

Aber woher kommt dann diese Angst?
Warum haben so viele Grafikdesigner panische Angst davor, durch KI ersetzt zu werden?

Was ist eigentlich schön?

Oft vergessen wir, dass selbst Konzepte wie der Goldene Schnitt zwar einen Rahmen für Schönheit bieten, aber die Natur – unsere erste Inspirationsquelle – ist grundsätzlich unperfekt, chaotisch und einzigartig.

Design ist keine exakte Wissenschaft wie Mathematik oder Physik.
Es gibt nicht die eine Wahrheit oder die eine richtige Lösung. Zwei Designer können denselben Auftrag komplett unterschiedlich umsetzen – und beide Designs können funktionieren, je nach Kontext, Zielgruppe und Intention.

Design ist subjektiv, kulturell, emotional.
Es ist eine kreative, menschliche Praxis, voller Bedeutung. Es lebt von Intuition, Empathie und der Fähigkeit, feine Signale wahrzunehmen.

Und nur weil dein Design gestern funktioniert hat, heißt das nicht, dass es heute noch funktioniert.

KI kann visuell ansprechende Bilder generieren – aber sie weiß nicht, warum sie etwas erzeugt, und für wen.

Und genau das ist die absolute Grundlage.
Selbst für mittelmäßige Designer.

KI sortiert aus, aber ersetzt nicht

Lass uns ehrlich sein:
KI wird die Schlechten aussortieren.

Die, die nur kopieren, ohne zu verstehen.
Die, die keine Idee begründen oder erklären können.

Aber die Guten?
Für die ist es ein Upgrade.

Wenn du weißt, was du tust, wirst du doppelt so viel verlangen können.
Warum? Weil selbst KI es nicht besser hinbekommt – und weil deine Wahrnehmung beim Kunden steigt.
Denn Unternehmen merken schnell: Ein paar Linien auf beigem Hintergrund mit ChatGPT zu generieren, um „modern“ zu wirken – das ist kein gutes Design.

Es sieht vielleicht „clean“ aus, aber es erzählt nichts.

Und Spoiler: Solche Designs konvertieren nicht.

Hör nicht auf die „Experten“ auf LinkedIn

Die, die rufen: „Beruf XY ist tot“, sind meistens… rate mal?
Ingenieure.

Leute, die nie eine Werbekampagne geführt haben.
Nie ein visuelles Konzept einem echten Kunden gepitcht haben.
Nie ein Produkt in einem echten Markt gelauncht haben.

Und hinter ihren Aussagen?
Ein Onlinekurs.
Ein No-Code-Tool.
Ein Versprechen, deinen „veralteten“ Job zu automatisieren.

Aber mal ehrlich:
Wenn man weder die Codes des Brandings, noch die Realität der Kundenarbeit, noch die Feinheiten eines gelungenen Designs kennt –
sollte man sich mit Zukunftsprognosen besser zurückhalten.

Designer lesen zwischen den Zeilen

Ein Designer ist nicht einfach jemand, der Photoshop bedienen kann.
Ein Designer hat ein Auge – die Fähigkeit, eine Botschaft visuell zu vermitteln.
Er versteht eine Marke, eine Kultur, eine Zielgruppe.
Er übersetzt Emotionen in Pixel.

Es ist ein echter Job.
Und heute mehr denn je ein Job mit Sinn und Relevanz.

Was du jetzt tun solltest

Keine Panik.
Kein Midjourney-Overload.

Was du tun solltest:

Die Adobe Suite bleibt erstmal dein bester Freund.
Man muss weiterhin retuschieren, schneiden, Layouts entwerfen, Videos optimieren…
KI hilft dir, schneller zu arbeiten – aber sie ersetzt weder dein Auge noch deine Absicht.

PS: Ich wollte nur meine Meinung teilen.
Wir brauchen kompetente Künstler mehr denn je.
Ich hoffe, dieser Artikel konnte dir ein bisschen Klarheit geben.